Wieso passt Lebensfreude zu Ferien, aber nicht in unseren Alltag? Warum ist man der Meinung, eine Farbe an der Wand oder bei Möbeln „sieht man sich vielleicht irgendwann satt“? Ich frage mich, warum ausgerechnet Grau hier die Ausnahme bildet. Hat der durchschnittliche Deutsche ein Problem, sich zu „committen“, sich festzulegen? Sind die 1970er Jahre, in denen es auch in der Hinsicht ein klares Aufbegehren gab, den Deutschen nachhaltig nicht gut bekommen? Kommt man da psychologisch weiter? Bei Kindern ist die Diagnose klar: Malt ein Kind sein Bild in Schwarz, ist das eindeutig Grund zur Sorge. „Bist du traurig?“, „Hast du Probleme?“, „Fühlst du dich bedroht?“. Ich zumindest fühle mich von der grauen Designlandschaft bedroht.
Wahrscheinlich haben wir so viele Nuancen für Grau wie es nördlich des Polarkreises Wörter für (schnee)weiß gibt. Es ist doch eine selbsterfüllende Prophezeiung, wenn der vermeintliche Wiederverkaufswert von schwarzen oder grauen Autos höher ist, als von farbigen. Sind bald alle Autos grau? Ach warte … sind sie ja schon. Lass ich meinen Blick über die moderne deutsche Architektur streifen, merke ich schon die Depression anklopfen. Architektur ist doch für Menschen gemacht. Aber irgendwie scheint User Experience keinen besonderen Stellenwert in der deutschen Architektur und Stadtplanung zu haben.